Zeit fliegt

Der nächste Tag, es ist mittlerweile Mittwoch, der 10. August, hält wieder Überraschungen für uns bereit. Wir erreichen den Flughafen in Bacolod sehr pünktlich, stellen dann aber fest, dass sich der Abflug um mindestens drei Stunden verschieben wird. Der Wartebereich ist brechend voll, und es herrscht Festivallautstärke. Dennoch ist auch die Wartezeit keine verlorene Zeit. Anna, Butch und ich schaffen es tatsächlich alle noch ausstehenden Themen zu besprechen und zu dokumentieren. Die Propellermaschine, in der es im Toilettenbereich noch einen Aschenbecher gibt, hält dann doch noch so gut, um uns sogar in der Hälfte der ursprünglichen Gesamtflugzeit zurück nach Cebu zu bringen. 

Dort erwartet uns Edwin um uns zum Hotel zurückzubringen. Wir sind müde, hungrig und verschwitzt .

Was wir nicht wissen, ist die riesen Überraschung, die uns dort erwartet. Alle älteren Kinder sind mit einer Hausmutter, Mama Bing, Michael und Benji, morgens nach Cebu City gefahren, für viele von ihnen das erste Mal,  dort haben sie in zwei Gruppen die Stadt und ihre Sehenswürdigkeiten erkundet. Ursprünglich wären wir am frühen Nachmittag wieder im Hotel gewesen,  nun ist es schon Abend. Es gibt ein großes Tohuwabohu, alle wollen uns mit Gesang,  Bildern und vielen Umarmungen verabschieden. Ich schlage vor, dass wir doch alle hier zusammen essen sollten, was begeistert angenommen wird. Ein letztes mal sagt jedes Kind einen Dank und einen Wunsch, alles ist wie immer, nur an einem anderen Ort. Es ist ein wunderbarer Abend und als es Zeit für sie ist, aufzubrechen, und ich mir gerade die Frage stelle, wie alle zurück nach Pit-Os kommen können, fährt Edwin den kleinen BP Bus vor und zweiundzwanzig Menschen steigen in den Bus ein. Uns würde man vermutlich auch noch dort unterbringen…..müssen wir aber nicht.

Der Abreisetag aus Cebu ist angebrochen. Am Vormittag treffe ich nacheinander noch zwei CEO‘s, die mit ihren jeweiligen Schwerpunktarbeiten eine zukünftige Unterstützung für die Durchführung von Projekten, insbesondere zur  Trinkwassergewinnung , sein können.  Am Mittag fährt wieder Edwin mit dem treuen BP Bus vor , Anna und Butch werden uns zum Flughafen bringen, das Team des Beverly boutique Hotels verabschiedet uns ebenfalls, wir werden uns hoffentlich alle bald wiedersehen.

Am Flughafen ist es dann doch noch einmal traurig, wir drücken uns alle noch einmal und dann betreten wir den Flughafen, Anna und Butch winken uns nach, bis wir hinter der Security verschwunden sind.

Es ist bereits Abend, als wir in Manila ankommen. Wir fahren ins Hotel und schließen damit Cebu erst einmal ab. Früh am nächsten Morgen breche ich ins Zentrum Manilas auf, ich habe eine Einladung in der deutschen Botschaft. Ich habe die Gelegenheit, unsere Reiseerlebnisse zu schildern, unsere Arbeit vorzustellen und erfahre von möglichen Kooperationsmöglichkeiten.

Als ich ins Hotel zurückkehre ist es schon Mittag, bis zu einem letzten Call am Abend ist jetzt Zeit nur für Ida und mich. 

Jetzt sitzen wir am Flughafen. In etwas mehr als zwei Stunden werden wir im Flieger nach Hause sitzen. Was unseren Puls kurzfristig in die Höhe getrieben hat, waren die Sicherheitsbestimmungen am Flughafen. Noch bevor man das Gebäude betreten darf, werden alle Gepäckstücke gescannt, alle Tickets überprüft, niemand, der nicht fliegt, kommt gar nicht erst in das Terminal hinein. Die Warteschlange an den Eingängen steht denen in Frankfurt und Düsseldorf in nichts nach. Nun ist alles vorbei, wir haben viele neue Erkenntnisse gewonnen, vieles ist durch das persönliche vor Ort sein, klarer geworden und auch das Wissen darum, dass wir alle unsere Anstrengungen zum Erhalt und Ausbau von Batang Pinangga  und der Zusammenarbeit mit Dioning und Nona, einsetzten werden.

Nach wie vor ist Hilfe zur Selbsthilfe für die Mehrzahl der Einwohner der Philippinen unerläßlich. Zwar liest man gelegentlich in der Presse über die rasante wirtschaftliche Entwicklung der Länder in Südostasien und darunter auch der Philippinen im Zuge der Globalisierung, diese kommt aber offensichtlich nur einer kleinen Schicht zugute. Im Gegenteil, die Mehrzahl der Armen, vor allem in ländlichen Bereichen, wird durch Industrialisierungsprojekte und eine enorme Verteuerung ihrer Lebenshaltungskosten betroffen.

Darunter leiden vor allem die Kinder als schwächste und wehrloseste Mitglieder der Gesellschaft. Es ist kaum damit zu rechnen, daß die Versprechungen der philippinischen Regierung signifikante Veränderungen schaffen werden.